Was ist Sportzahnmedizin?
Dr. Martin Rossa erklärt bei RNF Telemed was genau Sportzahnmedizin ist.
Zahngesundheit ist eine wichtige Voraussetzung für Topleistungen
Bereits Anfang 1980 wurde in den USA die Academy for Sports Dentistry (Akademie für Sportzahnmedizin) gegründet. Schon damals diente sie als Forum für Trainer, Sportlehrer, Ärzte, Zahnärzte und Zahntechniker.
Die Idee, die dahinter steckte, war leicht nachvollziehbar. Die Zahngesundheit hat für Athleten eine viel größere Bedeutung als man bisher angenommen hatte. Der Zustand der Zähne hat gravierende Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit von Sportlern.
Sportzahnmediziner beschäftigen sich besonders mit den Zusammenhängen von Zahngesundheit und sportlichen Leistungen. Hierbei spielt es keine Rolle, ob es sich um Profis oder Freizeitsportler handelt.
In Ländern wie etwa in den USA, der Schweiz, Großbritannien, Kanada und einigen anderen ist die Sportzahnmedizin wie selbstverständlich längst eine Disziplin der Sportmedizin. Bei manchen Sportarten, die besonders intensive Körperkontakte verursachen, gehört der Zahnarzt schon zum medizinischen Team am Spielfeldrand. In Deutschland stehen die Sportzahnärzte noch nicht so im Fokus. Allerdings ruft besonders das Internationale Olympische Komitee (IOC) immer wieder die nationalen Olympischen Komitees dazu auf, stärker die Zahngesundheit der Athleten in die Betreuung der Sportler einzubeziehen.
Der richtige Biss
Dass den Zähnen bislang sogar im Spitzensport zu wenig Beachtung geschenkt worden ist, zeigt eine wissenschaftliche Studie der Universität London, die nach den Olympischen Spielen in Großbritannien 2008 im British Journal of Sports Medicine veröffentlicht wurde.
Schon bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-Stadt sei beobachtet worden, dass sich Spitzensportler auffallend wenig um ihre Zähne kümmern und bis London habe sich daran auch nichts geändert, schreiben die Autoren der Universität. 39 Studien werteten sie aus und das Ergebnis war mehr als erstaunlich, zumal sich Weltklasseathleten ja sonst sehr um ihren Körper sorgen. Je nach Erhebung hatten bis zu 75 Prozent der Topsportler Zahnprobleme.
Allein in London mussten während der Wettkämpfe 278 Athleten aus Europa, Amerika und Afrika zum Zahnarzt. 55 Prozent hatten Karies, sogar 76 Prozent eine Gingivitis (eine zumeist bakteriell verursachte Entzündung des marginalen Zahnfleisches), 15 Prozent eine Paradontitis und 45 Prozent Erosionen.
Allein diese Zahlen belegen die hohe Bedeutung einer zahnmedizinischen Betreuung der Sportler, denn diese sollen sich ja gerade sowohl in der Trainingsphase als auch bei den Wettkämpfen auf die wesentlichen Dinge konzentrieren können.
Und dabei kommt es auf den richtigen Biss an, für den Sportler und für seine Kiefer. Zähne haben für den gesamten Körper und damit auch für seine Leistungsfähigkeit eine enorme Bedeutung.
Gibt es Zahnbeschwerden, dann muss sich der Körper damit beschäftigen und das bindet Kräfte, die die Sportler eigentlich an anderer Stelle und zu anderen Zwecken benötigen sollten. Letztendlich wird der Körper dadurch geschwächt und eventuell ist diese möglicherweise noch so kleine Schwächung verantwortlich dafür, dass das entscheidende Prozent zum Erfolg gefehlt hat. „Wenn ein Sportler mit Entzündungen im Mund kämpfen muss, führt das automatisch zu einer Schwächung des Körpers“, berichtet der Implantologe und Sportzahnarzt Dr. Martin Rossa.
So wundert es nicht, dass bei vielen Vereinen in der Fußballbundesliga an der sportärztlichen Untersuchung auch ein Zahnarzt mitwirkt. Zudem müssen sich die Profis zu regelmäßigen Kontroll-Untersuchungen durch einen Zahnarzt verpflichten. Selbst die Nachwuchsleistungszentren der Fußball-Bundesligavereine schicken die angehenden Profikicker regelmäßig zur Zahnkontrolle.
Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben mittlerweile herausgefunden, dass der Zustand der Zähne und des Mundes viele und teils auch sehr gravierende Auswirkungen auf den gesamten körperlichen Organismus nach sich ziehen. Das gilt selbstverständlich auch für Sportler, die letztendlich durch Mängel in der Zahngesundheit gehandicapt sind und ihre gewünschten Leistungen deshalb nicht erbringen können.